- Perutz
- Pẹrutz,1) Leo, eigentlich Leopold Perutz, österreichischer Schriftsteller, * Prag 2. 11. 1882, ✝ Bad Ischl 24. 8. 1957; war zunächst Versicherungsmathematiker, dann freier Schriftsteller; emigrierte 1938 nach Palästina; befreundet beziehungsweise bekannt u. a. mit R. Beer-Hofmann, H. von Hofmannsthal, R. A. Bermann, E. E. Kisch, A. Kuh, A. Lernet-Holenia, R. Musil, R. M. Rilke, E. Weiss und F. Werfel. Perutz war mit seinen spannenden fantastischen Romanen (»Die dritte Kugel«, 1915; »Zwischen neun und neun«, 1918; »Der Marques de Bolibar«, 1920) und Novellen (»Herr, erbarme dich meiner«, 1930) bis zum Verbot seiner Schriften durch die Nationalsozialisten 1933 einer der meistgelesenen Autoren des deutschen Sprachraums. Sein reifstes Werk, im Exil entstanden und erst 1953 erschienen, ist der kunstvoll aus Novellen komponierte Roman aus dem Prag Rudolfs II. »Nachts unter der steinernen Brücke«. Perutz war auch Dramatiker. - Seit Mitte der 80er-Jahre wird sein Werk von Verlagen und Publikum wieder entdeckt (u. a. Verfilmungen).L. P. 1882-1957, bearb. v. Hans-H. Müller u. a., Ausst.-Kat. (Wien 1989);Hans-H. Müller u. W. Schernus: L. P. Eine Bibliogr. (1992).2) Max Ferdinand, britischer Chemiker österreichischer Herkunft, * Wien 19. 5. 1914, ✝ Cambridge 6. 2. 2002; lebte seit 1936 in Großbritannien; Professor und Leiter (1962-79) der Abteilung für Molekularbiologie des Medical Research Council in Cambridge. Perutz arbeitete v. a. über den räumlichen Aufbau von Proteinen und Nukleinsäuren (Tertiärstruktur) und klärte durch Röntgenstrukturanalyse die räumliche Struktur des Hämoglobins auf; hierfür erhielt er 1962 (mit J. C. Kendrew) den Nobelpreis für Chemie.
Universal-Lexikon. 2012.